Tobias Scheibe
Es geht um die Wurst

Meine Frau hasst Bratwürste!
Ich glaube, dass ist über die Jahre gewachsen.
Sie war es auch, die mich auf die „perfide Trickserei“ der eigenen Familie und vieler Grillabend-Einladenden aufmerksam gemacht hat.
„Erstmal gibt es eine Wurst!“ heißt es dann und es werden ungefragt die gängigen Klassiker aus der Glipsch-Packung namhafter Fleischfabriken auf den Grill gedrückt..
Mittlerweile hat mein Sohn auch so eine Grillwurst-Phobie entwickelt, er isst keine Wurst mehr und wird dann schon nervös..-gibt es vielleicht gar nichts anderes mehr?!
Nachdem die Gäste sich dann aber mit dem ach so knackigen Baguette, den leckeren Dips und der Bratwurst eigentlich schon satt gegessen haben, packt der Grillmeister urplötzlich und für viele immer noch völlig überraschend Lammhüften, Secreto vom Iberico und asiatisch marinierten Lachs aus und auf den Grill.
Tolle Wurst.
Die Frage stellt sich: was bezweckt ein Gastgeber mit dieser „Menüfolge“?
Ist es Tradition („machen wir doch immer so!“),
guter Wille („damit auch alle satt werden!“) oder einfach eine adaptierte Menüfolge der traditionellen Gastwirtschafts-Küche, die meist nur „richtiges“ Fleisch als Hauptspeise vorsieht?
Sind beim Grillen Bratwürste die Vorsuppe?!
Szenenwechsel.
In einer Loft-artigen, alten Industriehalle im Bremer Stadtteil Hohentor-Grünenwald treffen sich sechs Männer.
Sehr konspirativ stehen sie zusammen, schweres Gerät in ihrer Mitte.
Doch ihre Absichten sind sehr friedlich, sie wollen bloß wursten.
Fleischwolf und Wurstpresse stehen für das Grobe bereit, filigran jedoch werden die Zutaten sorgfältig vorbereitet und abgestimmt. Thymian darf nicht fehlen, hier noch ein wenig Kümmel und da noch ein Tick Majoran.
Das was dann aus der Presse in den Darm gleitet, lässt schon erahnen, dass dort etwas Besonderes entsteht. Grobe Grillwürste, bei denen man die einzelnen Zutaten mit dem Auge erkennen und nach dem Grillen auch herausschmecken kann.
Schon auf dem Grill liegend machen sie sich schnell bemerkbar: einer Wolke voller Duftaromen folgt dann der Genuss auf dem Teller. Lecker!
Noch einen Schritt weiter sind bereits Mel und Marc aus der Northcrewbbq gegangen. Sie haben bereits ihre eigenen Würste auf den Markt gebracht: bei BenShos Farm habe die Beiden zwei eigene, grobe Bratwürste kreiert, die seitdem im gut sortierten Fachhandel käuflich zu erwerben sind..
Auf der anderen Seite die klassische Grillbratwurst, denen mit markanten Namen wie „Stadionwurst“ oder „Bruzzler“ zu Popularität verholfen aber auch arg geschmeichelt wird. Mit „Wiese“ und „Hof“ haben diese in der Regel nicht wirklich was zu tun…
Für den Verbraucher dürfte so bei der Sezierung einer solchen feinen, vorgebrühten Wurst kaum zu erkennen sein, ob es sich bei der Wurst eigentlich um Fleisch(-reste) handelt oder man doch schon einem modernen, veganen Soja-Verschnitt aufgesessen ist.
Viele Konsumenten “genießen“ derartige Würstchen ausschließlich mit einer großen Dröhnung Curryketchup.
Klar geht eine gängige Brat vom Rost auch mal: im Stadion, beim Konzert, auf die Hand,
„to go“- ok!
Dagegen wäre es einer groben, handgemachten Wurst gegenüber eigentlich unfair, wenn man sie sich hastig auf dem Weg reinschiebt oder als Vorspeise präsentiert, sie dann womöglich noch in ein Weißbrot-Brötchen presst, mit zuviel Senf beschmiert oder im Curryketchup ertränkt.
Nein, so einer selbstgefüllten Wurst gebührt der große Auftritt, sie hat das Potenzial zur Hauptrolle, zum Star des (Grill-)Abends!
Es sollte also niemandem gänzlich egal oder eben „Wurst“ sein, was für eine Wurst man auf den Grill legt und seinen Gästen anbietet.
Wer zum Grillen einlädt und seinen Gästen wirklich Gutes tun will, sollte doch auf eine gewisse Qualität und handwerkliche Herstellung achten?!
Dabei muss es ja nicht gleich selbstgewurstet sein, gute Fleischereien haben bereits spannende, hausgemachte Alternativen in der Theke. Angefangen mit normalen groben Würsten oder auch mit gängiger mediterraner Würzung finden sich immer öfter auch gute Jalapeno-, Merguez-, Salsiccia- oder Chorizo- Grillwürste im Angebot.
Ich werde ab sofort versuchen zu „missionieren“: es wäre doch gelacht, wenn meine Frau so eine mit viel Liebe, haus-oder selbstgemachte Grillwurst, mit gut erkennbaren, sogar grünen Zutaten, verschmähen würde..
Das nächste konspirative Wursten mit der @northcrew.bbq wird terminiert.
Meine Chance.
Ich werde mitwursten, für meine Frau grillen und berichten.
„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“.
Es kann euch doch nicht „wurscht“ sein!
Eure Meinung interessiert uns!
Meldet Euch und kontaktiert uns gerne –auch über die Instagramseite der NorthcrewBBQ!