Tobias Scheibe
Vivala Rezept- Revolution

Meine Meinung: Grillen ist kein Backen- Aufruf zur Rezept-Revolution!
330 g Weizenmehl Type 551
4,3 g Trockenhefe
7 ml + 10 ml Olivenöl (4 EL) zum Einfetten (1 EL)
6 g Salz
6 g Vollrohrzucker
165 ml Wasser – lauwarm
Mengenangaben für Zutaten in Rezepten. In Gramm und Milliliter:
Akribie statt Leidenschaft und Geschmack?!
Tim Mälzer zetert in seiner Sendung „Kitchen impossible“ regelmäßig herum:
„Backen ist nicht Kochen“.
Recht hat er damit und fast noch weniger hat Backen mit Grillen und BBQ zu tun.
Was bin ich froh, dass ich mich eher dem Grillen widme und kein (Hobby-) Bäcker oder Konditor geworden bin.
Für mich sind Rezepte schon immer eher Inspiration als Anleitung, mehr „kann als muss“,
daher sind die angegebenen Mengenangaben in der Regel für mich auch nebensächlich..
Beim Backen könnte das natürlich fatale Folgen haben, ein Teig kann so schnell die Konsistenz eines Kohlebriketts oder aber auch einer Marinade annehmen.
Wer einmal erlebt hat, wie zickig Hefe sein kann, wenn Wassertemperatur oder Menge falsch sind, weiß worum es geht.
Für Gerichte beim BBQ, Grillen oder Kochen sind Mengenangaben aber doch vollkommen unnötig:
Die Konsistenz eines Pulled pork, Brisket oder Steaks hängt mitnichten von der Grammzahl an Salz, Pfeffer, Knoblauch oder Paprikapulver ab.
Fleisch und auch Fisch sind schließlich in der Regel servierbar, wenn die Kerntemperatur stimmt.
Gemüse muss nicht immer zwingend gar werden, darf sogar auch mal Biss haben oder „roh“ bleiben. Die selbstgekochten BBQ-Soßen, die eingekochte BaconJam und der Dutchoven-Eintopf bedürfen keinerlei Portionierungsanweisungen, sondern können nach eigenem Gusto abgeschmeckt werden. Gerade das ist es doch, was einen guten Koch ausmacht?!
Denn: wer entscheidet denn bitte, wann was gut schmeckt und wie es schmecken muss?!
Das hat doch derjenige Grillmeister bitte selbst zu verantworten, der das Essen zubereitet und ggf. anbieten und servieren will.
In totaler Konsequenz muss das provokativ heißen, dass wir in Rezepten zukünftig nur noch die Zutaten aufzählen. Mengenangaben entfallen.
Ungeahnte Vorteile tun sich mit einmal auf: ungehemmt kann zum Beispiel die Menge an Knoblauch so zugeführt werden, wie man es selber es mag. Das hätte auch den Charme, dass man typische Fragen wie „Boah, wieviel Knoblauch ist denn da drin?“ beim besten Willen gar nicht mehr beantworten kann: die große Chance für das beste Aioli der Welt!
Ich habe zukünftig auch kein Problem mehr bei der Rezeptur meines BaconJam.
Noch nie habe ich darauf geachtet, wieviel JimBean denn da nun wirklich in die pikante Marmelade fließt. Die Menge ist (mir) auch egal: zum einen verkocht der Alkohol eh, zum anderen soll es ja gut schmecken und nicht wenig wiegen.
Das Abschmecken der Kreationen erfährt so zukünftig eine viel größere Bedeutung.
Das Rezept liefert kein Alibi mehr, „stand da so im Rezept“ ist nicht länger ein Argument für zu wenig Schärfe, zu viel Salz oder einen bitteren Nachgeschmack.
Man bringt sich selbst in die Verantwortung.
Fazit:
Das Geschmackserlebnis wird durch das Abschmecken und Würzen des Grillmeisters oder Koches gewonnen, nicht durch die Einhaltung von Gramm-genauen Abwiegungen.
Freiheit für die künstlerische Entfaltung an Grill oder Herd lebt man, wenn man das Gericht noch mit einem Spritzer Fischsoße, Sesamöl, Balsamico, Schlagsahne, Rotwein oder Whisky „veredelt“- obwohl da rein gar nichts von im Rezept stand.
Gebt euch gegenseitig eine tolle Chance zur freien, kulinarischen Entfaltung,
„nominiert“ nur die Zutaten und beschreibt „den Weg“, verzichtet aber auf Mengenangaben:
„Viva la Rezept-Revolution!“
Lasst es Euch schmecken,
Wie ist Eure Meinung- seid Ihr eher „Gramm-genaue Apotheker“ oder „freie Künstler“?!
Meldet Euch und kontaktiert uns gerne –auch über Instagram- oder Facebookseite der NorthcrewBBQ!